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Mittelalterliche Stadtbefestigung
Mittelalterliche Stadtbefestigung
...mit historischer Stadtmauer
Mit der erstmaligen Erwähnung als Stadt, im Jahre 1248, wird nur die linke Seite am Fuldafluss, die heutige Altstadt, mit einer Mauer umgeben beschrieben. Der auf der rechten Seite angelegte Teil, die heutige Neustadt, lag durch die Existenz des 3. Fuldaarmes (in Höhe des heutigen Bahnhofes) auf einer Insel und benötigte keine Mauern.
Durch Kriege und Unruhen war es notwendig im Jahr 1290 eine komplett geschlossene Ringmauer um die strategisch wichtige Altstadt zu bauen, einen Wehrgang anzulegen und weitere Türme zum Schutz der Bürger und der Güter (Marktrecht) zu errichten.
Die Rotenburger Stadtmauer mit den dazugehörigen Stadttoren und Türmen wurden überwiegend als Bruchsteinmauerwerk, bestehend aus unregelmäßig gebrochenen kleineren und flacheren Steinen meist härterer Konsistenz und mit vom Boden aufgelesen Feldsteinen aus der Umgebung gebaut. Diese sehr dichten kristallinen Gesteine mit bereits abgeschliffener Oberfläche, sind sehr widerstandsfähig. Sie wurden roh oder einseitig quadratisch zugerichtet und meist in zweischaligem Mauerwerksverband gearbeitet, wobei die Zwischenräume mit kleinen Steinen, Sand und Kies aufgeschüttet oder Kalkmörtel ausgegossen wurden. Diese Mauertechnik ist heute noch ablesbar, da die Schalungsbretter an dem zwischen den Steinen austretenden Mörtel Abdrücke hinterließen. Die ebenfalls aus der Umgebung stammenden Bruchsandsteine (z.B. Sandstein mit hohem Quarzanteil), wurde der Verputz auf den Fugenbereich beschränkt, wodurch in einigen Bereichen eine schöne offene und gleichmäßige Struktur der Mauern entstanden ist.
Die ursprüngliche Länge der in sich geschlossenen Mauern rings um die Altstadt wird mit etwa 2,4 km angegeben. Die Höhe der Mauern betrug bis zu 7 Metern, die Dicke wird mit einer Tiefe von 1 bis zu 3 Metern angegeben. Schießscharten und eine Galerie als Wehrgang mit steinernen Treppen waren an der Ostseite, in Richtung „Breitenbach“ zu finden. An drei Seiten wurden die Stadtmauern von dem Fuldafluss selbst, seinen Nebenarmen oder morastigen Gräben gehalten. Anno 1596 wurden bereits Öffnungen der Ringmauer im Bereich Obertor vorgenommen, der Graben entlang der Mauern in Richtung der Seewiesen wurde aufgefüllt und als Gartenland verwendet. Die Doppeltoranlagen des Untertors als Zwingerbau und die des Obertores blieben noch bis in das späte 19 Jahrhundert erhalten. Das Brückentor wurde vermutlich bereits Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen. Der aus Holz hergestellte Wehrgang, insbesondere zwischen dem Alten Turm (heute Hexenturm) und dem Bürgerturm, zerfiel schon im 16. Jahrhundert und wurde, auch nach einer kurzen Wehrhaftmachung im 30-jährigen Krieg, nicht mehr aufgebaut.
Im Jahr 1572 und 1614 wird die Stadtmauer, insbesondere mit den an der Fuldafront bebauten Häusern durch Hochwasser zerstört, so dass der Landgraf mit dem Neubau auch um den Schlossgarten eine Mauer zum Schutz vor Hochwasser anlegen lässt. Mehr dazu wird in der Stadtchronik aufgeführt (Lucae, Das edle Kleinod). Einige Jahrzehnte später, Ende des 17. Jahrhunderts, als die feindlichen Übergriffe durch Einigung der Landesobrigkeit aufhörten, durften auch die übrigen alten Mauern mit Mehrstöckigen Häusern bebaut werden. So entstand in Rotenburg eine weitere Besonderheit: schmucke Fachwerkhäuser direkt am Fuldafluss, die als Grundmauer oder Rückwand energetisch wertvolle dicke Mauern der alten Stadtbefestigung nutzen.
Die Stadtmauer in der Rotenburger Altstadt, mit den darauf errichteten Gebäuden, ist innerhalb der Gesamtanlage der Rotenburger Altstadt aus geschichtlichen und künstlerischen Gründen als Ensemble geschützt.
In der Neuzeit ist dies in der Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland unter Kulturdenkmäler in Hessen aufgeführt. Unsere sehenswerte mittelalterliche Stadtbefestigung, insbesondere die Partie am Fuldafluss bis zum Schloss, wurde schon mit dem 1. Denkmalschutzgesetz von 1902 vor dem weiteren Abbruch abgesichert.
Archiv der Stadt Rotenburg